DSGVO in Kleingartenvereinen: Die praktische Checkliste für Vorstände 2025

Laubenmeister
27. Juni 2025
5 Min. Lesezeit

DSGVO in Kleingartenvereinen: Die praktische Checkliste für Vorstände 2025

Seit Mai 2018 gilt die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) – auch für jeden Kleingartenverein. Als Vorstand tragen Sie die Verantwortung für den korrekten Umgang mit personenbezogenen Daten. Doch was bedeutet DSGVO im Kleingartenverein konkret? Diese praxisorientierte Checkliste hilft Ihnen, die wichtigsten Anforderungen zu verstehen und umzusetzen.

Was ist die DSGVO und warum betrifft sie Kleingartenvereine?

Die DSGVO (Datenschutz-Grundverordnung) ist eine EU-weite Regelung zum Schutz personenbezogener Daten. Sie gilt für alle Organisationen, die personenbezogene Daten verarbeiten – also auch für Ihren Kleingartenverein.

Personenbezogene Daten im Vereinskontext

In jedem Kleingartenverein werden vielfältige personenbezogene Daten verarbeitet:

  • Namen und Adressen der Mitglieder
  • Telefonnummern und E-Mail-Adressen
  • Bankverbindungen für Beitragszahlungen
  • Geburtsdaten
  • Parzellenzuordnungen
  • Arbeitsstundenkonten
  • Protokolle mit Namensnennung
  • Fotos von Vereinsveranstaltungen
  • Wartelisten mit Bewerberdaten

Grundprinzipien der DSGVO

Die DSGVO im Kleingartenverein basiert auf wichtigen Grundsätzen:

Rechtmäßigkeit: Jede Datenverarbeitung braucht eine Rechtsgrundlage Transparenz: Mitglieder müssen wissen, was mit ihren Daten passiert Zweckbindung: Daten nur für den angegebenen Zweck nutzen Datenminimierung: Nur notwendige Daten erheben Richtigkeit: Daten aktuell und korrekt halten Speicherbegrenzung: Daten nicht länger als nötig aufbewahren Integrität: Daten vor Verlust und Missbrauch schützen

Die wichtigsten DSGVO-Pflichten für Kleingartenvereine

1. Verzeichnis von Verarbeitungstätigkeiten

Jeder Verein muss dokumentieren, welche Daten er wie verarbeitet. Dieses Verzeichnis ist die Grundlage für DSGVO-konforme Vereinsarbeit.

Das gehört ins Verzeichnis:

  • Welche Daten werden erhoben (z.B. Mitgliederdaten)
  • Zu welchem Zweck (z.B. Mitgliederverwaltung)
  • Rechtsgrundlage (z.B. Vereinsmitgliedschaft)
  • Wer hat Zugriff (z.B. Vorstand)
  • Wie lange werden sie gespeichert
  • Welche Sicherheitsmaßnahmen existieren

2. Informationspflichten erfüllen

Mitglieder haben ein Recht zu erfahren, was mit ihren Daten geschieht. Diese Information muss bei der Datenerhebung erfolgen.

Pflichtangaben in der Datenschutzerklärung:

  • Name und Kontaktdaten des Vereins
  • Zwecke der Datenverarbeitung
  • Rechtsgrundlagen
  • Empfänger der Daten
  • Speicherdauer
  • Rechte der Betroffenen
  • Beschwerderecht bei Aufsichtsbehörde

3. Einwilligungen einholen

Nicht jede Datenverarbeitung ist automatisch erlaubt. Für manche Zwecke brauchen Sie eine ausdrückliche Einwilligung.

Einwilligung erforderlich bei:

  • Veröffentlichung von Fotos
  • Weitergabe von Kontaktdaten
  • Newsletter-Versand
  • Nutzung für Werbezwecke

Einwilligung NICHT erforderlich bei:

  • Mitgliederverwaltung (Vertragserfüllung)
  • Beitragsverwaltung (Vertragserfüllung)
  • Gesetzliche Pflichten (z.B. Aufbewahrung von Rechnungen)
  • Berechtigte Interessen (z.B. interne Kommunikation)

4. Datensicherheit gewährleisten

Der Schutz der Daten vor unbefugtem Zugriff ist zentral für die DSGVO im Kleingartenverein.

Technische Maßnahmen:

  • Passwortschutz für alle Geräte
  • Verschlüsselung sensibler Daten
  • Regelmäßige Updates
  • Sichere Datenspeicherung
  • Backup-Konzept

Organisatorische Maßnahmen:

  • Zugriffsberechtigung regeln
  • Verschwiegenheitserklärungen
  • Schlüsselverwaltung für Vereinsräume
  • Clean-Desk-Policy
  • Sichere Entsorgung von Unterlagen

Praktische DSGVO-Checkliste für Kleingartenvereine

✅ Bestandsaufnahme und Dokumentation

  • [ ] Datenarten erfassen
  • Alle Arten personenbezogener Daten auflisten
  • Prüfen: Sind alle Daten wirklich notwendig?
  • Überflüssige Datenfelder identifizieren
  • [ ] Verarbeitungstätigkeiten dokumentieren
  • Verzeichnis der Verarbeitungstätigkeiten erstellen
  • Für jede Tätigkeit Zweck und Rechtsgrundlage festhalten
  • Regelmäßig aktualisieren
  • [ ] Datenflüsse nachvollziehen
  • Wo werden Daten erhoben?
  • Wer hat Zugriff?
  • Wohin werden sie weitergegeben?

✅ Rechtliche Grundlagen schaffen

  • [ ] Datenschutzerklärung erstellen
  • Alle Verarbeitungen transparent darstellen
  • Verständliche Sprache verwenden
  • Auf Website und in Aufnahmeformularen
  • [ ] Einwilligungen überprüfen
  • Alte Einwilligungen sichten
  • Neue Einwilligungsformulare erstellen
  • Widerspruchsmöglichkeit einräumen
  • [ ] Auftragsverarbeitung regeln
  • Verträge mit Dienstleistern prüfen
  • Auftragsverarbeitungsverträge abschließen
  • Nur DSGVO-konforme Partner wählen

✅ Mitgliederrechte sicherstellen

  • [ ] Auskunftsrecht gewährleisten
  • Prozess für Auskunftsanfragen definieren
  • Frist von einem Monat einhalten können
  • Vollständige Auskunft sicherstellen
  • [ ] Berichtigung ermöglichen
  • Verfahren für Datenänderungen festlegen
  • Änderungen zeitnah umsetzen
  • Betroffene informieren
  • [ ] Löschkonzept erstellen
  • Aufbewahrungsfristen definieren
  • Löschprozesse etablieren
  • Ausnahmen dokumentieren

✅ Technische und organisatorische Maßnahmen

  • [ ] Zugriffskonzept entwickeln
  • Wer darf auf welche Daten zugreifen?
  • Berechtigungen dokumentieren
  • Regelmäßig überprüfen
  • [ ] Datensicherheit erhöhen
  • Sichere Passwörter einführen
  • Verschlüsselung nutzen
  • Backup-Strategie umsetzen
  • [ ] Mitarbeiter sensibilisieren
  • Vorstand und Helfer schulen
  • Verschwiegenheit vereinbaren
  • Regelmäßige Erinnerungen

✅ Spezielle Vereinsthemen

  • [ ] Mitgliederlisten
  • Keine öffentlichen Aushänge mit vollständigen Daten
  • Zugriff nur für Berechtigte
  • Zweck klar definieren
  • [ ] Vereinszeitung/Website
  • Einwilligungen für Fotos einholen
  • Keine unnötigen personenbezogenen Daten
  • Impressum und Datenschutzerklärung
  • [ ] Veranstaltungen
  • Teilnehmerlisten sicher verwahren
  • Foto-Hinweise anbringen
  • Anmeldeformulare DSGVO-konform
  • [ ] Wartelisten
  • Nur notwendige Daten erheben
  • Speicherdauer kommunizieren
  • Regelmäßig aktualisieren

Typische DSGVO-Fallstricke im Vereinsalltag

Fallstrick 1: Der E-Mail-Verteiler

Problem: Massen-E-Mails mit allen Adressen im CC-Feld Lösung: BCC verwenden oder Newsletter-System nutzen

Fallstrick 2: Die WhatsApp-Gruppe

Problem: Automatischer Zugriff auf Kontaktdaten aller Mitglieder Lösung: Alternative Messenger oder Einwilligung einholen

Fallstrick 3: Das schwarze Brett

Problem: Säumnislisten oder Arbeitsstunden öffentlich aushängen Lösung: Anonymisieren oder individuell informieren

Fallstrick 4: Die Vereinsfeier-Fotos

Problem: Fotos ohne Einwilligung auf Website veröffentlichen Lösung: Vorab informieren und Einwilligungen einholen

Fallstrick 5: Der Pächterwechsel

Problem: Daten des Vorpächters an Nachpächter weitergeben Lösung: Nur mit Einwilligung oder anonymisiert

DSGVO-konforme Formulare und Vorlagen

Aufnahmeantrag ergänzen

Ihr Aufnahmeantrag sollte folgende DSGVO-Elemente enthalten:

  • Hinweis auf Datenschutzerklärung
  • Pflichtfelder kennzeichnen
  • Freiwillige Angaben markieren
  • Einwilligungen separat abfragen

Muster-Einwilligungserklärung

Einwilligung zur Datenverarbeitung

☐ Ich bin damit einverstanden, dass Fotos von mir 
  bei Vereinsveranstaltungen auf der Vereinswebsite 
  veröffentlicht werden.

☐ Ich möchte den monatlichen Newsletter erhalten.

Diese Einwilligung kann ich jederzeit widerrufen.

Datum: _______ Unterschrift: _____________

Datenschutzhinweis für Veranstaltungen

Hinweis: Bei dieser Veranstaltung werden Fotos gemacht, 
die wir für die Vereinsöffentlichkeitsarbeit nutzen 
möchten. Mit Ihrer Teilnahme erklären Sie sich damit 
einverstanden. Sprechen Sie uns an, wenn Sie nicht 
fotografiert werden möchten.

Praktische Tipps für die Umsetzung

Schritt für Schritt vorgehen

  1. Bestandsaufnahme (1 Monat)
  • Alle Datenverarbeitungen erfassen
  • Schwachstellen identifizieren
  1. Dokumentation (1 Monat)
  • Verzeichnis erstellen
  • Datenschutzerklärung verfassen
  1. Umsetzung (2-3 Monate)
  • Prozesse anpassen
  • Formulare überarbeiten
  • Sicherheit erhöhen
  1. Kontrolle (fortlaufend)
  • Regelmäßig überprüfen
  • Bei Änderungen anpassen

Unterstützung nutzen

  • Mustervorlagen der Landesverbände
  • Beratung durch Datenschutzbeauftragte
  • Erfahrungsaustausch mit anderen Vereinen
  • Fortbildungen wahrnehmen

Verhältnismäßigkeit wahren

Die DSGVO im Kleingartenverein muss praxistauglich umgesetzt werden:

  • Perfektionismus vermeiden
  • Risikoangemessen handeln
  • Dokumentation im vernünftigen Rahmen
  • Kontinuierliche Verbesserung

Digitale Lösungen für DSGVO-Konformität

Vorteile digitaler Vereinsverwaltung

Moderne Vereinssoftware unterstützt bei der DSGVO-Umsetzung:

  • Automatische Löschfristen
  • Protokollierung von Zugriffen
  • Sichere Datenspeicherung
  • Rechtekonsept integriert
  • Exportfunktion für Auskünfte

Auswahlkriterien für Software

Bei der Softwareauswahl auf DSGVO-Features achten:

  • Serverstandort Deutschland/EU
  • Auftragsverarbeitungsvertrag
  • Verschlüsselte Übertragung
  • Datenschutzerklärung des Anbieters
  • Support bei DSGVO-Fragen

Häufige Fragen zur DSGVO im Kleingartenverein

Brauchen wir einen Datenschutzbeauftragten? In der Regel nicht. Nur wenn regelmäßig mindestens 20 Personen mit der automatisierten Verarbeitung personenbezogener Daten beschäftigt sind.

Was droht bei Verstößen? Aufsichtsbehörden können Bußgelder verhängen. Diese orientieren sich an der Schwere des Verstoßes. Wichtiger: Der Imageschaden für den Verein.

Müssen alte Unterlagen vernichtet werden? Nein, aber Sie müssen ein Löschkonzept haben. Gesetzliche Aufbewahrungsfristen (z.B. 10 Jahre für Buchungsbelege) gelten weiterhin.

Dürfen wir noch Mitgliederlisten aushängen? Vollständige Listen mit Adressen und Telefonnummern sollten nicht öffentlich ausgehängt werden. Reduzierte Listen (nur Namen) oder individuelle Information sind besser.

Wie lange dürfen wir Daten speichern? So lange wie für den Zweck erforderlich. Mitgliederdaten während der Mitgliedschaft, Buchungsbelege 10 Jahre, Bewerberdaten sollten zeitnah gelöscht werden.

Fazit: DSGVO als Chance begreifen

Die DSGVO im Kleingartenverein mag zunächst als Bürokratiemonster erscheinen. Doch sie bietet auch Chancen:

  • Anlass zur Modernisierung der Verwaltung
  • Mehr Transparenz und Vertrauen
  • Professionelleres Auftreten
  • Schutz vor Datenpannen

Mit dieser Checkliste haben Sie einen praktischen Leitfaden zur Hand. Gehen Sie die Punkte systematisch durch, passen Sie sie an Ihre Vereinsgröße an und scheuen Sie sich nicht, Unterstützung zu suchen. Die DSGVO ist machbar – auch für Ihren Kleingartenverein!

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